Zum Dr. oder PhD promovieren?
07.08.2025
Unterschiede, Vor- und Nachteile sowie Tipps für die Entscheidung!

Wer berufsbegleitend forschen und promovieren will, hat inzwischen die Wahl zwischen verschiedenen Abschlussbezeichnungen.
In diesem Beitrag geht es um die Unterschiede zwischen Dr. (aus Deutschland) und PhD (aus anderen Ländern).
Was sind die Charakteristika dieser beiden Abschlüsse und ihrer Kontexte, welche haben für welche Kandidaten ggf. Vorteile oder gar Nachteile?
Die Frage lautet also: Wer sollte sich aus welchen Gründen für welchen Weg, zu welchem Abschluss entscheiden?
Merkmale der beiden Abschlüsse
Doktor und PhD sind akademische Abschlüsse, die in vielen Ländern verliehen werden. Obwohl sie oft synonym verwendet werden, gibt es einige Unterschiede zwischen ihnen.
Dr.
Bedeutung
Der Doktor ist eine allgemeine Bezeichnung für einen höheren akademischen Grad, der in verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Weise verliehen wird.
In Deutschland wird er nach in Einzelbetreuung durch die Hauptgutachter erfolgter Bewertung der Dissertationen verliehen.
Berufspraxis / Forschung
Je nach Land und Fachgebiet kann der Dr. eine fachliche Bedeutung haben.
Er kann in seiner Zielsetzung auf die Forschung sowie auf die Berufspraxis ausgerichtet sein.
Karriereziele
Die Karriereziele von Personen mit einem deutschen Doktortitel können je nach Fachgebiet und Land unterschiedlich sein. In einigen Fächern, wie z. B. Medizin oder Jura, ist die Promotion auf die Praxis bestimmter Berufe ausgerichtet.
Promovierte können auch leitende Positionen in der Industrie, in der Verwaltung oder in anderen Bereichen der Berufspraxis einnehmen.
Akademische Bedeutung
Je nach Ausgestaltung einer Dissertation und des Promotionsverfahrens kann der erworbene Doktorgrad als Forschungsdoktorat umgesetzt sein. Dies ist im deutschsprachigen Raum aber nicht als grundsätzliche Voraussetzung mit einem Doktorgrad verbunden. Zudem ist bekannt, dass hierzulande die Bewertung der Doktorarbeit in dem einstufigen Prozess von den Betreuenden bestimmt wird.
Daher wurde im 19. Jahrhundert die Habilitation im deutschsprachigen Gebiet eingeführt, um Kandidaten auf eine Professur an einer Universität vertiefte Forschungsergebnisse beweisen zu lassen, somit auch andere (auch externe!) Prüfer einbezogen wurden, und um die Bandbreite ihres Fachs vertreten lassen zu können.
Mit Einführung der Juniorprofessur wurden inzwischen unterschiedliche Möglichkeiten für zusätzliche Qualifikationswege geschaffen, die vergleichbar zur Leistung einer Habilitation sein können.
Nicht alle in Deutschland erlangten Doktorabschlüsse sind hinreichend, um Verantwortung für EU-Forschungsgelder übernehmen zu können. Diese Einschränkung betrifft vor allem den Dr. med., der nicht nach dem Studium als eigenständige Forschung realisiert sein muss (siehe HRK-Empfehlung 2016).
Diese Einschränkungen gelten in gleicher Weise auch für frühere Abschlüsse in manchen Studiengängen, die ohne vorherige Diplom- oder Magisterprüfung direkt zum Dr. im jeweiligen Fach führten; diese Praxis wurde in Deutschland inzwischen immerhin eingestellt.
PhD
Bedeutung
Der PhD ist ein international anerkannter akademischer Grad, der in vielen Disziplinen verliehen wird.
Global gilt er als der höchste akademische Grad, der in strukturierter Durchführung und nach Bewertung der Vorarbeiten und Dissertationen durch Panels mit mehreren Gutachtern verliehen wird.
Berufspraxis / Forschung
Der PhD ist in erster Linie ein forschungsorientierter Abschluss.
Ziel ist es, die Fähigkeiten der Promovierenden zur wissenschaftlichen Forschung zu entwickeln.
Karriereziele
Eine Promotion wird häufig angestrebt, um eine Laufbahn in der wissenschaftlichen Forschung oder in der Hochschullehre einzuschlagen.
Promovierte arbeiten zum Beispiel als Professoren, als Forscher an Universitäten oder auch in der Industrie, als wissenschaftliche Berater oder als Experten in Regierungsaufgaben und in Nicht-Regierungsorganisationen.
Akademische Bedeutung
Der in dem meist strukturierten Promotionsverfahren erworbene Doktorgrad wird immer und eindeutig aufgrund einer Forschungsleistung umgesetzt. Das unterscheidet ihn vom Doktorgrad im deutschsprachigen Raum. Zudem ist bekannt, dass die Bewertung der Doktorarbeit nicht von den Betreuenden bestimmt wird, sondern in dem mehrstufigen Prozess von sogar unterschiedlich zusammengesetzten Kommissionen – stets auch mit externen Prüfern besetzt – bewertet wird.
Da im Ausland, wo man den PhD als Forschungsdoktorat handhabt (oder auch in manchen Nachbarländern den Dr., der dort aber inzwischen mit dem PhD gleichgestellt werden konnte), das Promotionsrecht meist bei der Universität und nicht bei ihren Fakultäten liegt, ist ein PhD inzwischen nahezu immer sowohl das Ergebnis eines strukturieren Promotionsprogramms als auch fakultätsoffener, d. h. interdizisplinär angelegt.
Folglich benötigen dort die auf PhD-Niveau Promovierten kein zusätzliches Qualifikationsverfahren für ihre Bewerbung auf eine Professur an einer Universität. Es werden in der Regel dennoch in allen Ländern (auch bei PhD-Absolventen) weitere nachweisbare Forschungsleistungen in Berufungsverfahren für Professuren vorausgesetzt.
Auch bestehen beim European Research Council keine vergleichbaren Vorbehalte gegen PhD-Promovierte bei der Zuweisung von Forschungsgeldern.
Hilfen zur Entscheidung
In einer Analyse der Stärken und Schwächen des Dr. (Deutschland) und des PhD (international) komme ich zu klaren Verteilungen.
Dabei angewandte Kriterien für die Entscheidung zwischen einem berufsbegleitend zu erlangenden Dr. bzw. PhD sind diese:
- Führbarkeit
- Dauer
- Durchführungsform
- Kosten
- Akkreditierung
- Karrierewirksamkeit
- Internationale Reputation
Fazit
1. Führbarkeit
- Wer nur an Deutschland als künftigen Lebens- und Arbeitsort denkt, ist mit dem hiesigen Dr. gut bedient;
- insgesamt ist aber die globale Führbarkeit des PhD sicherer gegeben.
- (Dr.: 3 Punkte – PhD: 5 Punkte)
2. Dauer
- Der zeitliche Aufwand ist für den Weg zum Dr. und zum PhD gleich.
- Ein Online-PhD kann zeitsparender sein.
- (Dr.: 3 Punkte – PhD: 4 Punkte)
3. Durchführungsform
- Das einstufige Verfahren (Dr.), bei dem man von Anfang bis Ende auf einen (ggf. zwei) Betreuer angewiesen ist, hat sich im internationalen Vergleich längst als unzureichend erwiesen; es begründet die typischen Schwächen der deutschen Promotion.
- Ein strukturiertes Promotionsverfahren (PhD) vermeidet dagegen persönliche Abhängigkeiten und fördert die wissenschaftliche Tiefe der Dissertationen. Gleiches gilt übrigens auch für die strukturierten Dr.-Promotionen in den Niederlanden und in anderen nicht deutschsprachigen Ländern.
- (Dr.: 1 Punkt – PhD: 5 Punkte)
4. Kosten
- Ganz ohne Kosten geht es auch in Deutschland nicht, was leicht übersehen wird.
- Berufstätige können ihre promotionsbezogenen Kosten aber ohnehin steuerlich geltend machen.
- (Dr.: 3 Punkte – PhD: 4Punkte)
5. Akkreditierung
- Die nicht strukturierten deutschen Promotionsmöglichkeiten (Dr.) sind mangels Strukturierung nicht akkreditierbar.
- Die strukturierten Promotionsmöglichkeiten (PhD) in anderen Ländern sind dagegen grundsätzlich akkreditierbar; hier sollte das Vorhandensein dieser externen Qualitätssicherung ein entscheidendes Kriterium sein.
- (Dr.: 1 Punkt – PhD: 5 Punkte)
6. Karrierewirksamkeit
- Für die berufliche Entwicklung in Deutschland kann ein deutscher Dr. ausreichend sein.
- Für internationale Perspektiven ist ein PhD-Abschluss wertvoller.
- Die Tatsache, dass der deutsche Dr. als höchster akademischer Grad in Deutschland traditionell noch nicht für eine Universitätsprofessur ausreicht, zeigt auch, dass ein PhD aus dem Ausland die bessere Wahl ist, um Forschungsstärke zu demonstrieren. Zudem ist eine starke Forschungskompetenz inzwischen nicht mehr nur für wissenschaftliche Karrieren wichtig.
- (Dr.: 1 Punkt – PhD: 5 Punkte)
7. Internationale Reputation
- Auch in globaler Perspektive ist ein straffes, strukturiertes, akkreditiertes und akademisch anspruchsvolles PhD-Promotionsprogramm aus anderen Ländern jedem Promotionsprogramm aus Deutschland überlegen, das hier stets unter persönlichen Abhängigkeiten entsteht, nicht akkreditierbar ist, damit ohne standardisierte Qualitätssicherung agiert und zudem nicht vergleichbar forschungsstark sein muss.
- (Dr.: 1 Punkt – PhD: 4 Punkte)
Ergebnisse gemäß Punktzahlen:
Dr. = 1,9 von 5 Punkten
PhD = 4,6 von 5 Punkten
Tipps
- Wenn du dauerhaft nur in Deutschland deinen Doktorgrad nachweisen willst, kann ein deutscher Dr.-Abschluss hinreichend sein.
- Wenn du aber in Betracht ziehst, eines Tages deinen Doktorgrad international als Vorteil einbringen zu wollen, wird ein PhD-Abschluss die bessere Wahl sein. Ein PhD ist höherwertig und erfordert durch seinen strukturierten Prozess mehr Kraft.
- Einige wenige deutsche Universitäten bieten inzwischen parallel zum bisherigen Standard auch strukturierte PhD-Angebote an, allerdings nur in sehr wenigen Fachgebieten. Klare Regel ist in Deutschland, dass der deutsche Dr. nicht als PhD geführt werden darf! Also wenn es ein PhD werden soll, dann schlage von vornherein diesen Weg ein.
- Ein rein online erreichbarer PhD-Abschluss, in deiner Muttersprache realisiert, akkreditiert und auch als Dr. daheim führbar, könnte voraussichtlich gemäß aktuellem Stand und aus heutiger Sicht eine sehr gute Wahl sein – auch für dich!
