FAQ zum Buch
Nutze diese häufigen Fragen, wenn du das Buch längere Zeit nicht mehr verwendet hast, um „wieder andocken“ zu können!
1. Die Grundlagen: Was bedeutet „Hybrides Forschen“?
Es bedeutet eine funktionale Arbeitsteilung: Du lieferst die Substanz (Urteilskraft, Ethik, Entscheidung), die KI liefert den Speed (Datenverarbeitung, Zusammenfassung, Rohentwürfe). Stell es dir wie einen Hybridantrieb vor: Du schaltest zwischen menschlicher Kognition (für Tiefe) und künstlicher Intelligenz (für Breite und Tempo) hin und her.
Macht die KI mich als Forscher überflüssig?
Nein, im Gegenteil. Weil KI Quellen halluzinieren kann, Widersprüche glättet und kein Gewissen hat, ist deine menschliche Führung wichtiger denn je. Du wechselst von der Rolle des „Abarbeiters“ in die Rolle des „Dirigenten“. Du führst das Orchester, die KI spielt die Instrumente.
Für wen ist dieser Ansatz geeignet?
Vor allem für „Digital Intellectuals“, Promovierende (besonders berufsbegleitend) und Wissensarbeitende, die wenig Zeit haben, aber ihren akademischen Anspruch auf Tiefe nicht aufgeben wollen.
2. Die Praxis: Wie wende ich KI bei der Literaturrecherche an?
Wir wechseln von der Stichwort-Suche zur semantischen Suche.
Statt Keywords in Datenbanken zu tippen, stellst du KI-Tools (wie Perplexity
oder Elicit) ganze Fragen (z. B. „Wie wirkt sich X auf Y aus?“). Die KI
versteht das Konzept und findet passende Antworten und Quellen, statt nur
Worttreffer.
Darf die KI Texte für meine Dissertation schreiben?
Jein. Du darfst die KI als „Centaur“ nutzen: Du bist der Kopf
(Strategie), sie ist der Körper (Kraft). Nutze sie für „Zero Drafts“ (erste
Rohentwürfe), um das weiße Blatt zu füllen, oder als Lektor, um Texte zu
glätten. Aber: Die finale Verantwortung und die „eigene Stimme“ müssen von dir
kommen.
Kann die KI meine Daten analysieren?
Absolut. Das ist eine ihrer Stärken. Quantitativ: Sie schreibt für dich den
Code (R/Python), du musst nur die Ergebnisse interpretieren. Qualitativ:
Sie erkennt Muster in Interviews und hilft beim Codieren. Wichtig:
Die finale Deutung („Was bedeutet das im Kontext?“) bleibt deine Aufgabe.
Wie schreibe ich gute Befehle (Prompts)?
Nutze die R-K-A-F-Formel für akademische Prompts:
- Rolle (z. B. „Du bist ein methodisch strenger Professor“)
- Kontext (z. B. „Ich schreibe eine Dissertation über X“)
- Aufgabe (z. B. „Kritisiere meine Methodik“)
- Format (z. B. „Antworte in einer Tabelle“).
3. Sicherheit & Ethik: Wo sind die Gefahren bei KI-Nutzung?
KI-Modelle erfinden manchmal Quellen, die täuschend echt aussehen (Autor stimmt, Titel klingt plausibel, existiert aber nicht). Man nennt das „Halluzination“. Deshalb gilt die Goldene Regel: Zitiere niemals eine Quelle, die dir eine KI genannt hat, ohne den Originaltext gesehen und die DOI geprüft zu haben! Vertrauen ist gut, aber das Klicken ist Pflicht!
Ist die Nutzung von KI-Textvorschlägen nicht Plagiat?
Nicht, wenn du transparent bist. Eine KI kann kein Autor sein. Du solltest aber im Methodenteil ein „AI Disclosure Statement“ einfügen, in dem du genau erklärst, wofür du KI genutzt hast (z. B. Lektorat, Coding) und wofür nicht (z. B. Interpretation, Urteil). Kritisch wird es nur, wenn du KI-Texte unbesehen als deine eigenen ausgibst, denn dann verstößt du meist gegen die wissenschaftliche Redlichkeit.
Wie schütze ich meine Daten (Datenschutz)?
Lade niemals personenbezogene Rohdaten (Namen, unzensierte Interviews) in öffentliche KIs wie ChatGPT u.a. Nutze anonymisierte Daten, Enterprise-Lösungen deiner Uni oder lokale KI-Modelle, die offline auf deinem Rechner laufen.
4. Selbstmanagement: Wie hilft mir KI beim Durchhalten?
Statt auf den Bildschirm zu starren, gehe in den Dialog. Bitte die KI: „Interviewe mich zu Kapitel 4.“
Oder nutze „Dictation Prompting“: Diktiere deine wirren Gedanken beim Spaziergang ins Handy und lass die KI daraus einen strukturierten akademischen Text vorschlagen.
Wie nutze ich KI für mein Zeitmanagement?
Teile deine Arbeit nach Energie-Level ein:
- High Energy (Du bist fit): Mache das „Deep Work“ (denken, entscheiden) selbst.
- Low Energy (Du bist müde): Delegiere Fleißarbeit an die KI (formatieren, zusammenfassen, umformulieren). So bleibst du produktiv, auch wenn der Akku leer ist.
Was ist der „KI-Forschungssprint“?
- Das ist das im Buch vorgestellte 4-Phasen-Modell kann unterstützend sein, um eine Dissertation in Rekordzeit zu realisieren:
- Grundlagen: Setup und Automatisierung der Zitiertechnik.
- Konzept: Finden der Forschungslücke und Erstellen des Exposés.
- Umsetzung: Datenerhebung, Analyse und Schreiben des Manuskripts.
- Finale: Aufbereitung, Defensio-Training und Publikation.
5. Welche Rolle spielen Hypothesen und Theorien in der wissenschaftlichen Arbeit, und wie werden sie gebildet und überprüft?
Theorien sind das Ergebnis eines kreativen und logischen Prozesses, oft ausgelöst durch die Infragestellung bestehender Muster. Sie können induktiv (von Daten zu Theorien) oder deduktiv (von Theorien zu empirischer Prüfung) entstehen.
Es wird zwischen „Grand Theories“ und den spezifischeren, empirisch besser überprüfbaren „Middle-Range Theories“ unterschieden.
Hypothesen sind wiederum abgeleitete, empirisch überprüfbare Erklärungen oder Vorhersagen (gerichtet, ungerichtet, Nullhypothesen). Sie müssen falsifizierbar sein, d.h. sie müssen durch Beobachtungen oder Experimente widerlegt werden können, was ein zentrales Kriterium nach Karl Popper ist: „Eine Theorie ist nur dann wissenschaftlich, wenn sie widerlegbar ist.“
Die Überprüfung von Theorien erfolgt empirisch, iterativ und durch Methodenpluralismus. Kernstück sind Hypothesentests, die die Validität (misst, was gemessen werden soll), Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Objektivität der Ergebnisse sicherstellen.
Statistische Signifikanz, Konfidenzintervalle und p-Werte werden zur Beurteilung von Daten herangezogen, wobei auf die Vermeidung von Fehlern (Typ-I und Typ-II) und „p-Hacking“ hingewiesen wird.
Die Präregistrierung von Forschungsdesigns und die Offenheit in der Wissenschaft (Open Science) fördern die Transparenz und Robustheit der Theorieprüfung.
6. Welche Merkmale zeichnen wissenschaftliches Schreiben aus, und welche praktischen Strategien werden für einen effektiven Schreibprozess empfohlen?
Wissenschaftliches Schreiben zeichnet sich durch mehrere Kernmerkmale aus:
- Objektivität: Unvoreingenommene Darstellung, Trennung von Meinung und Beweis.
- Klarheit: Verständliche Kommunikation komplexer Ideen, präzise Begriffe.
- Präzision: Genaue und spezifische Sprachverwendung.
- Strukturierung und Aufbau: Logischer Aufbau (Einleitung, Methodik, Ergebnisse, Diskussion).
- Prägnanz: Effiziente Kommunikation ohne überflüssige Worte.
- Evidenzbasierte Argumentation: Jede Aussage ist durch Daten und Quellen gestützt.
- Akademische Integrität: Ehrlichkeit, Anerkennung fremder Leistungen, Transparenz.
Für einen effektiven Schreibprozess werden folgende Strategien empfohlen:
- Iterativer Zyklus: Planung, Schreiben, Überarbeiten, Verfeinern. Schreiben wird als Denkwerkzeug verstanden.
- Schreibblockaden überwinden: Freewriting, strukturierte Arbeitszeiten, Aufgaben in kleinere Einheiten zerlegen.
- Kontinuität: Regelmäßige, kurze Schreibeinheiten sind effektiver als sporadische Intensivphasen.
- Feedback: Konstruktives Einholen und Umsetzen von Rückmeldungen (Betreuende, Peers).
- Sprachstil: Eine Balance zwischen Fachsprache und Verständlichkeit, bewusste Nutzung von Aktiv- vs. Passivsätzen, inklusive und vorurteilsfreie Sprache.
- Werkzeuge: Nutzung von Zitiermanagementsoftware und Plagiatsprüfungstools.
7. Warum ist Forschungsethik so wichtig in der empirischen Forschung, und welche Maßnahmen tragen zur Qualitätssicherung bei?
Forschungsethik ist von entscheidender Bedeutung, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Studienteilnehmenden, Daten und Ergebnissen zu gewährleisten. Dazu gehören:
- Informed Consent: Die freiwillige Zustimmung der Teilnehmenden nach vollständiger Aufklärung über Zweck, Risiken und Nutzen der Studie.
- Anonymität und Datenschutz: Schutz der Privatsphäre der Teilnehmenden und Minimierung von Missbrauch oder Schaden, was bei Online-Daten besondere Herausforderungen birgt.
- Ethikkommissionen: Unabhängige Prüfung von Forschungsanträgen, um ethische Standards zu sichern.
- Interessenskonflikte: Transparente Offenlegung potenzieller persönlicher, finanzieller oder institutioneller Interessen.
Zur Qualitätssicherung und Glaubwürdigkeit der Ergebnisse tragen bei:
- Peer-Review-Verfahren: Begutachtung durch Experten vor der Veröffentlichung, obwohl es hier auch Kritikpunkte (Voreingenommenheit, Zeitintensität) gibt.
- Reproduzierbarkeit: Die Fähigkeit anderer Forschender, unter denselben Bedingungen ähnliche Ergebnisse zu erzielen, was durch offene Daten, Code und Präregistrierung gefördert wird.
- Open Science: Eine Bewegung zur Erhöhung von Transparenz und Offenheit im gesamten Forschungsprozess.
- Präregistrierung: Die öffentliche Dokumentation von Forschungsdesign und Hypothesen vor der Datenerhebung, um "p-Hacking" und "HARKing" (Hypothesizing After the Results are Known) entgegenzuwirken.
8. Welche Herausforderungen sind beim Managen einer Promotion zu erwarten, insbesondere für Berufstätige, und wie können diese gemeistert werden?
Viele Promovierende scheitern an praktischen Hürden, nicht am intellektuellen Niveau, insbesondere wenn sie neben Job, Familie und Alltag promovieren.
Die Hauptthemen sind Zeit-, Energie- und Schreibmanagement sowie der Umgang mit Feedback und die Aufrechterhaltung der Motivation:
- Zeit- und Energiemanagement: Es wird empfohlen, die Dissertation als „schönstes Hobby“ zu betrachten, realistische Ziele in kleinen, planbaren Einheiten (z.B. 90 Minuten konzentrierte Arbeit) zu setzen und die eigene Leistungskurve zu beachten. Ablenkungen müssen konsequent ausgeschaltet werden.
- Schreibprozess meistern: Das Schreiben sollte von Anfang an als Denkwerkzeug verstanden werden. Statt auf den „großen Wurf“ zu warten, sollte man iterativ vorgehen („Erst hinschreiben, dann hinschauen“) und Routinen entwickeln (regelmäßige, kurze Schreibeinheiten). Techniken wie die Pomodoro-Technik oder Freewriting können helfen.
- Umgang mit Feedback: Feedback sollte als Verbündeter gesehen und aktiv eingefordert werden. Es ist wichtig, es konstruktiv zu verarbeiten und nicht persönlich zu nehmen. Eine Vielfalt von Feedbackquellen (Betreuer, Peers) bietet unterschiedliche Perspektiven.
- Motivation und Resilienz: Rückschläge sind als Lernschritte zu begreifen. Selbstmotivation muss bewusst gepflegt werden, z.B. durch das Feiern kleiner Etappenziele und das Bewusstmachen des „Warum“ der Forschung. Resilienz – die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen – ist ein wichtiger Lernprozess.

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